Personenlexikon




Adler Friedrich (1879-1960)
Geburtshaus Liechtensteinstraße 49. Sohn Viktor Adlers. Wichtige Funktion in der österreichischen Sozialdemokratischen Partei. Erschoss aus Protest gegen den Ersten Weltkrieg den damaligen Außenminister Graf Stürgkh. 1918 Amnestie.

Adler Viktor (1852-1918)
Sterbehaus Mariannengasse 20. Arzt und sozialdemokratischer Politiker, 1882-1889 wohnhaft in der Berggasse 19 (in der späteren Wohnung Sigmund Freuds).

Altenberg Peter, eigentlich Richard Engländer (1859-1919)
Sterbehaus Alser Straße 4. Schriftsteller, Schilderung des Alltagslebens und seiner Merkwürdigkeiten, Fin-de-siecle-Stimmung, Aufzeichnungen kultureller Begebenheiten.

Althan Christoph Johann Graf (1633-1706)
Obriststallmeister und Landjägermeister, ließ von Johann Bernhard Fischer von Erlach ein Palais erbauen (Althanpalais; heute Franz-Josefs-Bahnhof).

Althan Gundacker Ludwig Joseph Graf (1665-1747)
kaiserlicher Hofkriegsrat, General der Kavallerie, General-Hofbaudirektor Karls VI., wesentlicher Beitrag zum Ausbau der (späteren) Althanvorstadt.

Anzengruber Ludwig / Ludwig Gruber (1839-1889)
Kinderspitalgasse 1, Alser Straße 38 (ehem. Dreilauferhaus); Dramatiker, Erzähler, Bühnenschriftsteller. Berühmte Werke: "Der Meineidbauer", "Das 4. Gebot"; schuf die volkstümlich gewordene Figur des "Steinklopferhannes".

Armbruster Sebastian (1825-1889)
Porzellangasse 4-6. "K. k. Hofwagenfabrikant S. Armbruster". 1897/98 palaisartiger Neubau der Fabrik zwischen Porzellan- und Müllnergasse durch die Söhne Sebastian Armbrusters, Anton und Carl. Anfangs auf das Lackieren der Karosserien spezialisiert, stellte sich die Fabrik im 1. Jahrzehnt des 20. Jh.s auf die Herstellung von Automobilkarosserien um.

Aslan Raoul (1886-1958)
Strudlhofgasse 13 (Gedenktafel). Schauspieler; Ehrenmitglied des Burgtheaters.

Benedikt Moriz (1835-1920)
Sterbehaus Alser Straße 4. Neurologe, Elektrotherapeut. Untersuchte Wirkung des galvanischen Stroms; Bemühungen, durch physikalische Grundlagen physiologische Vorgänge zu ergründen.

Billroth Theodor (1829-1894)
Wohnhaft Kolingasse 6 und Alser Straße 20. Weltberühmter Chirurg; 1881 erstmals erfolgreich am Menschen ausgeführte Entfernung eines Karzinoms im Magenausgangsgebiet. Musik- und Kunstliebe (u.a. Freundschaft mit Johannes Brahms und Eduard Hanslick).

Bittner Julius (1874-1939)
Sterbehaus Dietrichsteingasse 10. Komponist, Dichter. Komponierte zahlreiche Opern, verwendete volkstümliche Stoffkreise, die Tonsprache kam von der Romantik her.

Boltzmann Ludwig (1844-1906)
Türkenstraße 3. Physiker, klärte den Zusammenhang zwischen Thermodynamik und Mechanik, Vorkämpfer der Maxwellschen elektromagnetischen Lichttheorie, begründete das von Stefan gefundene Strahlungsgesetz, gilt als Pionier der Atomtheorie.

Brambilla Giovanni Alessandro (1728-1800)
Militärchirurg im österreichischen Heer, unterstützte Kaiser Joseph II. wesentlich bei der Reform des Militärsanitätswesens (Josephinum).

Broch Hermann (1886-1951)
Dichter, Kulturphilosoph. Bekannte Werke: "Denn sie wissen nicht, was sie tun", "Der Tod des Vergil", "Die Schuldlosen". Musste 1938 in die USA emigrieren. Lebte bei seiner Freundin Emma v. Allesch in der Peregringasse 1/16.

Bruckner Anton (1824-1896)
Komponist. Schuf u.a. 9 Symphonien, 1 Streichquintett, 3 Messen, "Te Deum"; Wiener Wohnung in der Währinger Straße 41 (Gedenktafel), hier schuf er seine 2. bis 5. Symphonie.

Burjan Hildegard Lea (1883-1933)
Sozialpolitikerin, gründete Schwesternschaft "Caritas Socialis" in der Pramergasse zur Unterstützung armer Familien. Neubau Verena-Buben-Weg.

Castle Eduard (1875-1959)
Sterbehaus Liechtensteinstraße 11. Germanist, Literaturhistoriker, Theaterwissenschafter. Beschäftigte sich mit Stifter, Rosegger, Werfel, Goethe, Schiller, Raimund, Grillparzer.

Daffinger Moritz Michael (1790-1849)
Geburtshaus Lichtental 62 ("Zum weißen Löwen"; Marktgasse 7, Fechtergasse 5). Miniaturen- und Aquarellmaler. Gesamtwerk: über 1.000 Porträts, rund 200 Blumenaquarelle. Porträt auf der 20-Schilling-Banknote.

Doderer Heimito von (1896-1966)
Zuletzt wohnhaft in der Währinger Straße 50. Schriftsteller, Dichter. Bedeutendste Werke: "Die Strudlhofstiege", "Die Dämonen", "Tangenten"; im Bezirksmuseum Alsergrund ist eine Doderer-Gedenkstätte eingerichtet.

Dominik Anton (1813-1878)
Sterbehaus Lazarettgasse 14. Bildhauer, Erzgießer, bedeutende Werke: Reiterdenkmal Erzherzog Carls, Denkmal Prinz Eugens, Löwe von Aspern, Donaunixenbrunnen, Volksgartenbrunnen.

Donatin Leopold (1862-1918)
Lehrer, Lokalhistoriker. Wirkte ab 1884 als Lehrer auf dem Alsergrund (zuletzt als Oberlehrer und Schulleiter in der Volksschule 9, Währinger Straße 43; heute Haus des Bezirksmuseums). Beschäftigung mit der Heimatkunde, 1904 erschien sein Werk "Der Alsergrund einst und jetzt".

Eminescu Mihall (1850-1889)
Rumänischer Dichter und Denker, Schöpfer einer rumänischen Dichtersprache. Wohnte 1869 während seines Philosophiestudiums in der Porzellangasse 4-6.

Escherich Theodor (1857-1911)
Alser Straße 28. Berühmter und verdienstvoller Kinderarzt.

Eschner Josef (1894-1985)
Geboren 1894 auf dem Alsergrund. Kapellmeister, Cafetier, Herrenschneider, Erfinder des Sicherheitsfallschirms (1929), arbeitete im technischen Büro der Firma Lohner, Servitengasse 19.

Exner Wilhelm Franz v. (1840-1931)
Technologe, beschäftigte sich mit der mechanischen Technologie des Holzes sowie dem technischen Versuchs- und Unterrichtswesen. Begründete das TGM in der Währinger Straße 59, heute WUK.

Farkas Karl (1893-1971)
Geburtshaus Grünentorgasse 12. Kabarettist, Regisseur, Schauspieler, Schriftsteller. Besuch der Realschule Glasergasse 25. 1950 Leitung des "Simpl" übernommen, Live-Sendung "Was meinen Sie, Herr Farkas?", Doppelconferencen mit Fritz Muliar, Heinz Conrads, Maxi Böhm und Ernst Waldbrunn.

Ferstel Heinrich (1828-1883)
Stadtwohnung ab 1881: Rooseveltplatz 10 ("Haus Hollitzer"). Architekt, viele bedeutende Aufträge: u.a. Votivkirche, Bank- und Börsengebäude, Universitätsgebäude, Chemisches Institut der Universität Wien.

Fleischer Max (1841-1905)
Architekt, Spezialist im Bau von Synagogen, wobei er teilweise gotische Stilelemente wählte, um die Einordnung des zunehmend angefeindeten Judentums in die bürgerliche Kulturgesellschaft zu betonen. Synagoge Müllnergasse 21; Gedenktafel, da in der "Reichskristallnacht" abgebrannt.

Frank Johann Peter (1745-1821)
Sterbehaus Alser Straße 20. Theologe, Hygieniker, medizinischer Schriftsteller, Leibarzt von Napoleon. Begründer der Hygiene als selbständige Wissenschaft.

Freud Sigmund (1856-1939)
Berggasse 19. Neurologe, Schöpfer und Begründer der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie. Wichtigste Werke: "Die Traumdeutung", "Das Ich und das Es". 1938 emigrierte er nach GB, wo er auch starb.

Fried Erich (1921-1988)
Geburtshaus Alserbachstraße 11. Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer, floh vor den Nationalsozialisten nach London, wo er sich für die illegale Ausreise verfolgter Juden einsetzte. Im Bezirksmuseum Alsergrund ist ein Fried-Raum eingerichtet.

Girardi Alexander (1850-1918)
Sterbehaus Mariannengasse 20 (Sanatorium Loew). Schlosser, Schauspieler, Komiker, geniale Charakterdarstellung Raimundscher Gestalten (u. a. auch des Valentin).

Hammerschlag, Peter (1902-1942)
Alser Straße 8, Alser Straße 26. Pseudonym Peter Mahr, Schriftsteller, Dichter, Kabarettist. Mitbegründer des 1. Wiener Kellertheaters ("Lieber Augustin"), 1942 nach Auschwitz deportiert.

Hebbel Friedrich (1813-1863)
Sterbehaus Liechtensteinstraße 13. Dramatiker (Wahlösterreicher). Bedeutendste Dramen: "Agnes Bernauer", "Der Diamant", "Herodes und Mariamne", "Ein Trauerspiel in Sizilien", "Julia", "Die Nibelungen" (Trilogie).

Hebra Ferdinand (1816-1880)
Sterbehaus Mariannengasse 10 (Poliklinik). Dermatologe. Nachweis, dass es sich bei der Krätze, einem der damals häufigsten "Ausschläge", um eine parasitäre Hauterkrankung handelt; konnte deren wirksame Behandlung anbahnen. Monumentales Werk: "Atlas der Hautkrankheiten".

Hebra Hans R. von (1847-1902)
Dermatologe, Primar der Poliklinik (Mariannengasse 10), spezialisiert auf Syphilis, Werk "Die krankhaften Veränderungen der Haut und ihrer Anhangsgebilde mit ihren Beziehungen zu den Krankheiten des Gesamtorganismus".

Herzl Theodor (1860-1904)
Berggasse 6. Schriftsteller, Dramatiker, Feuilletonist, Erzähler. Gründete zionistische Weltorganisation. Die 1948 erfolgte Gründung des Staates Israel geht auf Herzls Ideen zurück.

Holzknecht Guido (1872-1931)
Sterbehaus Mariannengasse 10 (Poliklinik). Radiologe, entwickelte "Chromoradiometer". Denkmal im Arne-Carlsson-Park, Ecke Währinger Straße/Nußdorfer Straße.

Janschky Joseph (1759-1839)
Stadtlohnkutscher, größter Fiakerunternehmer des vormärzlichen Wien. In der Roßau (Porzellangasse 28, 30 und Grünentorgasse 21) hatte er seine beiden "Remisen", die Platz für 40 Wagen boten.

Johannes Nepomuk (1345-1393)
In Streitigkeiten mit Wenzel, der Johannes Nepomuk zur Preisgabe von Informationen über Königin Sophie zwingen wollte; gefoltert, nach Sturz von Moldaubrücke ertränkt, Leichnam verweste nicht. 1729 Heiligsprechung, Patron gegen Überschwemmungen und andere Gefahren des Wassers (daher oft im Alsergrund anzutreffen), aber auch Frühjahrsheiliger.

Kálmán Emmerich (1882-1953)
Operettenkomponist, ab 1908 in Alser Straße 18. Bekannte Operetten: "Die Csardasfürstin", "Gräfin Mariza".

Kandel Eric R. (geb. 1929)
Der Nobelpreisträger für Medizin des Jahres 2000 wuchs in der Severingasse auf, ehe er 1938 vertrieben wurde.
„I lived in Severingasse in the neunten Bezirk, and my father had a toystore on Kutschkermarkt."

Kaposi [eigentl. Kohn] Moritz (1837-1902)
Dermatologe, spezialisiert auf Syphilis und Hautkrankheiten. Vgl. Kaposi-Syndrom im Zusammenhang mit Aids. Dermatologe am AKH; Gatte der Tochter Ferdinands v. Hebra, Martha.

Lenau Nikolaus [eigentl. Nikolaus Franz Niembsch Edler v. Strehlenau] (1802-1850)
1833-1835 Wohnung in der Schwarzspanierstraße 15. Er veröffentlichte u. a. "Schilflieder" (1833), "Faust" (1836), "Die Albigenser" (1842) und "Waldlieder" (1843); seit 1847 in Irrenanstalt.

Leopoldi Hermann [eigentl. Hersch Kohn] (1888-1959)
Sterbehaus Mariannengasse 10 (Poliklinik). Komponist und Klavierhumorist. Nach dem Ersten Weltkrieg Auftritte in Wiener Nachtlokalen mit seinen Liedern. 1938 KZ Dachau und Buchenwald, 1939 Flucht in die USA. 1947 Rückkehr nach Salzburg, dann Wien.

Karl von und zu Liechtenstein (1569-1625)
Fürsten von und zu; entspringt dem österreichischen Adel, Ahnherr ist Hugo (1140). Der Aufstieg begann mit Karl, der 1608 in den Fürstenstand erhoben wurde. 1806 souveränes Fürstentum Liechtenstein. Nach 1683 großen Besitz auf dem Alsergrund erworben: Lichtental.

Löblich Franz (1827-1897)
Kupferschmied, Hausbesitzer, Politiker. 1863-1886 Gemeinderat, 1870/71 nö. Landtagsabgeordneter und 1879-1885 Reichsratsabgeordneter. 1889-1897 Bezirksvorsteher des 9. Bezirks. Herausragend ist sein humanitäres Wirken im Bereich der Kinderbetreuung. Löblich wohnte in der Sechsschimmelgasse 5.

Lohner Jakob (1821-1892)
Wagenfabrikant (später Inhaber der Firma J. Lohner & Co.); Fabrik in der Sevitengasse 19. 1876-1878 wurden verschiedene Fabrikationsstätten errichtet; Direktion 1876 in der Porzellangasse 2.

Lorenz Adolf (1854-1946)
Orthopäde (Begründer der modernen Orthopädie), Vater von Konrad Lorenz; die Heilung der angeborenen Hüftverrenkung war seine bedeutendste medizinische Leistung. Arbeitete im AKH.

Mahler Gustav (1860-1911)
Sterbehaus Mariannengasse 20 (Sanatorium Loew). Dirigent, Komponist; 1897 Direktor der Wiener Hofoper. 1907 ging Mahler an die Metropolitan Opera nach New York, 1911 Rückkehr nach Wien. Einige seiner Werke: 9 Symphonien, die "Kindertotenlieder" (1901-1904), "Das Lied von der Erde" (1908).

Martinelli Domenico (1650-1718)
Baumeister; 1690 nach Wien; maßgeblich am Bau der beiden Liechtenstein-Palais in der Bankgasse und in der Roßau sowie des Palais Harrach auf der Freyung beteiligt.

Marx Karl (1818-1883)
Sozialreformer. Am 27. 8. 1848 nach Wien, um drei Vorträge zu halten. Am 28. 8. nahm er als Redner bei einer Veranstaltung des Demokratischen Vereins im Gasthaus "Zum Engländer" (ehem. "Zum goldenen Engel", Währinger Straße 30) teil.

Mauthe Jörg (1924-1986)
Günthergasse 1. Journalist, Schriftsteller, Kommunalpolitiker (ÖVP). Ab 1955 freier Schriftsteller (z.B. "Wien für Anfänger", "Nachdenkbuch für Österreich"). 1980 Gründer und Herausgeber des "Wiener Journals". 1987 Stiftung des Dr.-Jörg-Mauthe-Preis (für vorbildliche Leistungen um das Stadtbild Wiens).

Meynert Theodor (1833-1892)
Pelikangasse 14. Psychiater, übernahm 1870 die Leitung einer psychiatrischen Klinik. Meynert war Herausgeber der "Wiener Jahrbücher für Psychiatrie". 1891 korrespondierendes und 1892 wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften.

Moll Balthasar Ferdinand (1717-1785)
Roßau 109 (Porzellangasse 6). Bildhauer. Nach dem Tod seines Bruders Johann Nikolaus Moll übernahm er dessen Arbeit an der Kaisergruft des Kapuzinerklosters. 1781 schuf Moll mit dem Denkmal Kaiser Franz I. das erste Reiterdenkmal Wiens.

Mück Hans (1898-1988)
Oberlehrer; war maßgeblich an der Gründung des Heimatmuseums Alsergrund beteiligt ("Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund").

Nehr Alexander (1855-1928)
Kunstschlosser; fertigte 1892 nach dem Modell einer Rüstung Maximilians I. den Wiener Rathausmann; ebenfalls von Nehr ist das Eingangstor des Neubaus Porzellangasse 20, in dessen Vorgängerbau 1883-1889 seine Werkstätte war (heute im Bezirksmuseum Alsergrund). 1889-1928 Werkstätte in der Althanstraße 49.

Oberhummer Eugen (1859-1944)
Alser Straße 28. Geograph; 1902-1930 o. Prof. für historische Geographie an der Universität Wien. Seine wichtigste wissenschaftliche Leistung liegt im Ausbau der historischen Geographie; korrespondierendes (1906) und wirkliches Mitglied (1920) der Wiener Akademie der Wissenschaften.

Peregrin (Peregrinus) (1265-1345)
Heiliger, Servitenmönch, Schutzpatron der Fuß- und Krebsleidenden, Wunderheilung von einem Fußleiden; Heiligsprechung am 27. 12. 1726 durch Papst Benedikt XIII. in einer Kapelle der Servitenkirche (Servitengasse bei 9), Kapelle bis 1766 ausgebaut.

Perutz Leo (1882-1957)
Porzellangasse 37. Jüdischer Schriftsteller, Versicherungsmathematiker; 1915 schrieb er im Lazarett seinen ersten Roman, "Die 3. Kugel". Weitere Werke: "Der Marquis de Bolibar" (1920), "Die Geburt des Antichrist" (1921), "Wohin rollst du, Äpfelchen?" (1928, sein größter Erfolg). 1938 Flucht nach Palästina (bis 1945 Aufenthalt in Tel Aviv). Ab 1946 öfters in Österreich.

Pichler Karoline (1769-1843)
geb. Steiner, Alservorstadt 109 (Alser Straße 25). Schriftstellerin, "Sämtliche Werke" (1820-1844) umfassen 60 Bände. Es verkehrten u. a. Grillparzer, Lenau, Schlegel und Hammer-Purgstall in ihrem Salon. 1816 erbte sie von ihrer Mutter die Häuser 8, Alser Straße 25 (damals Alservorstadt; hier wohnte und starb sie) und Laudongasse 18. Währinger Friedhof, seit 1901 Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof.

Pirquet Clemens Frh. v. Cesnatico (1874-1929)
Alser Straße 21. Kinderarzt; 1911 wurde er Vorstand der Wiener Kinderklinik. Seine herausragende medizinische Leistung besteht in der Entwicklung der modernen Ernährung und in der Erforschung vieler Kinderkrankheiten. Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof.

Porsche Ferdinand (1875-1951)
Autokonstrukteur; 1898 in der Kutschen- und Karosseriefabrik Lohner in der Porzellangasse 2 tätig. Hier entstand 1900 die durch einen elektrischen Radnabenmotor angetriebene "Voiturette" - System Lohner-Porsche.

Qualtinger Helmut (1928-1986)
starb im AKH. Schauspieler, Kabarettist, Schriftsteller; Vater Gymnasialprofessor für Chemie am heutigen Erich-Fried-Realgymnasium (Glasergasse 25). Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof.

Ringel Erwin (1921-1994)
Psychiater, Individualpsychologe; 1948 baute Ringel das Wiener Kriseninterventionszentrum für Gefährdete auf; zu seinen bedeutendsten wissenschaftlichen Arbeiten gehört jene über Selbstmord und dessen Verhütung. Ringel-Institut in der ehemaligen Ordination, Severingasse 3.

Rokitansky Carl (1804-1878)
Pathologe; 1834 ao. Prof. der pathologischen Anatomie und 1844 o. Prof der ersten pat. anat. Lehrkanzel im deutschsprachigen Raum. Begründer der anatomisch-pathologischen Sammlung, Narrenturm.

Salten Felix (1869-1945)
Pseudonym, eigentlich Siegmund Salzmann; auch andere Pseudonyme. Schriftsteller, Kunstkritiker, Feuilletonist. Er schrieb zahlreiche Erzählungen, Novellen und Romane (Mutzenbacher?). Durch Walt Disneys Verfilmung berühmt wurde Saltens "Bambi". Sensengasse 5 (1899/1900), Porzellangasse 45 (1903-1907), Berggasse 13 (vor dem Ersten Weltkrieg).

Salzer Franz Serafim (1833-1924)
Buchdrucker, Sohn von Matthäus Kaspar Salzer. Er übernahm nach dem Tod seines Vaters die Druckerei und Gießerei. 1896/97 errichtete er in der Alser Straße 24 ein neues Betriebsgebäude.

Salzer Matthäus Kaspar (1799-1878)
Papierfabrikant; kaufte 1866 die Carl Ueberreutersche Buchdruckerei und Schriftgießerei in der Alser Straße 24. In diesem Betrieb gab es bereits soziale Leistungen wie ungekürzte Lohnauszahlung im Krankheitsfall.

Scharf Alexander (1834-1904)
Kolingasse 20. Journalist, Industrieller. Gründer der ersten Montagszeitung Österreichs. 1891 gründete er die Glühlampenfabrik Watt (ab 1917 Markenname Tungsram, ab 1971 Tungsram Austria AG).

Schiele Egon (1890-1918)
Maler und Zeichner, v. a. Akt, Bildnisse, Landschaften; Mitbegründer der "Neukunstgruppe". Wohnte ab 23. 10. 1909 für wenige Monate in der Alserbachstraße 39 und hatte 1912 sein Atelier in der Höfergasse 18.

Schnitzler Arthur (1862-1931)
Schriftsteller. 1888-1893 Assistent seines Vaters an der Poliklinik in der Mariannengasse 10. Ab 1880 widmete er sich neben der Medizin auch der Schriftstellerei. Schnitzler ist dem Wiener Impressionismus zugehörig. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen u. a. "Anatol" (1893), "Leutnant Gustl" (1900) und "Fräulein Else" (1924). Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof, israelitische Abteilung.

Schnitzler Johann (1835-1893)
Laryngologe, Vater Arthur Schnitzlers. 1872 gehörte er zu den Begründern der Wiener Poliklinik in der Mariannengasse 10. Zentralfriedhof, israelitische Abteilung.

Schönherr Karl (1867-1943)
Sterbehaus Severingasse 5 (Wohnung, Gedenktafel). Dramatiker, Erzähler, Arzt. Er verfasste Gedichte und Novellen in Tiroler Mundart ("Der Gamsenbödel") und zahlreiche Dramen, z. B. "Der Judas von Tirol" (1897) und "Der Armendoktor" (1927).

Schrödinger Erwin (1887-1961)
Pasteurgasse 4 (Gedenktafel). Mathematiker, Physiker; 1921-1927 in Zürich, wo er die Arbeit über Wellenmechanik verfasste. 1933 erhielt er gemeinsam mit Paul Dirac den Nobelpreis für Physik. 1938 Flucht nach Dublin, nach dem Zweiten Weltkrieg Rückkehr nach Österreich. 1956 übernahm er die zweite Lehrkanzel für theoretische Physik an der Universität Wien.

Schubert Franz Peter (1797-1828)
Nußdorfer Straße 54 (Schubert-Museum, Gedenktafel). Komponist, 1814-1818 Schulgehilfe seines Vaters. Er komponierte 7 Messen, 8 Symphonien, 17 Ouverturen, 15 Streichquartette, 22 kleine Sonaten und zahlreich Tänze und Lieder (etwa 6000).

Schuh Franz (1804-1865)
Alser Straße 4. Chirurg. Am 22. 7. 1840 führte Schuh die erste erfolgreiche Herzbeutelpunktion durch. Am 27. 1. 1847 wurde von Schuh die erste Äthernarkose in Wien angewandt.

Seidl Johann Gabriel [Pseudonym Emil Ledie] (1804-1875)
Alser Straße 18. Archäologe, Schriftsteller, Dichter (Lyriker, Erzähler); 1856-1871 Hofschatzmeister. Bedeutendste Werke: "Bifolien" (1836) und "Laub und Nadeln" (1842). Dichter der ehemaligen kaiserlichen Hymne. Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof.

Seitz Karl (1869-1950)
Nußdorfer Straße 18. Lehrer, Politiker, Bürgermeister (1923-1934); 1918 wurde er als einer der drei Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung zum Staatsoberhaupt. Am 13. 11. 1923 wurde er Bürgermeister der Stadt Wien; Reformer des Fürsorge-, Gesundheits- und Schulwesens. Begraben in der Ehrengruftanlage auf dem Zentralfriedhof.

Sigl Georg (1811-1887)
Industrieller. 1851 Ankauf der aufgelassenen Lokomotivfabrik Norris aus Philadelphia, nahe der Währinger Linie (Währinger Straße 59). Ab 1857 Fertigung von Lokomotiven. 1873 geschlossen, ab 1879 TGM (heute WUK).

Sobieski Johann (Jan) III. (1629-1696)
Warschau, polnischer Feldherr und König; während der Türkenbelagerung von Wien kommandierte Sobieski das polnische Entsatzheer, das am 10./11. 9. 1683 die Belagerung löste. Sobieskigasse und Sobieskiplatz als Erinnerung an die Hilfe aus höchster Not.

Soyfer Jura [eigentl. Jurij] (1912-1939)
Kinderspitalgasse 10 (Gedenktafel). Dichter (Lyriker, Dramatiker). 1929-1933 schrieb er für das sozialdemokratische Parteikabarett. 1938 wurde er verhaftet und in das KZ Dachau, danach nach Buchenwald verbracht, wo er an Typhus starb. Bedeutendste Werke: "Weltuntergang" (1936) und "Astoria" (1937). Vielgespielter Autor für das "ABC-Kabarett" (Porzellangasse 1/Ecke Berggasse).

Strud(e)l Paul (1648-1708)
Bildhauer; 1696 erhielt er von Leopold II. den Auftrag, eine habsburgische Ahnengalerie in Form von lebensgroßen Statuen anzufertigen. Der Strudlhof ist nach ihm und seinen Brüdern benannt. Schuf mehrere Gruppen an der Pestsäule am Graben (Kaiser, Glaube-Engel-Pest).

Strud(e)l Peter (1660-1714)
Sterbehaus: Strudlhof. Maler, Bildhauer; 1690 erbaute er den Strudlhof. Nach dem Tod seines Bruders Paul führte er dessen Arbeit an der Habsburger Ahnengalerie fort.

Tandler Julius (1869-1936)
Beethovengasse 8. Gestorben im Moskau. Anatom, Sozialpolitiker; reformierte das Jugend- und Gesundheitsamt, wobei er besonderes Augenmerk auf die Jugendfürsorge, Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit und die Gesundheitsvorsorge richtete. Wiener Krematorium, Urnenhain.

Tendler Franz (1820-1902)
Waisenhauspriester, Jugendseelsorger; 1858 gründete er den ersten Katholischen Jünglingsverein in Wien. Im selben Jahr wurde er als Seelsorger und Katechet am k. k. Waisenhaus angestellt, an dem er bis 1869 wirkte. Dieses lag in der Waisenhausgasse, heutige Boltzmanngasse.

Thirring Hans (1888-1976)
Sterbehaus Strudlhofgasse 13. Physiker, Philosoph, 1957-1966 Bundesrat der SPÖ; er veröffentlichte mehrere Bücher, in denen er sich mit den Gefahren eines Atomkrieges ("Geschichte der Atombombe", 1946) und dem menschlichen Verhalten beschäftigte.

Tietz Carl [Karl] ()
Architekt. Zu seinen Werken in Wien gehören u. a. das Schlickpalais (Türkenstraße 25), die Fabrik von Georg Sigl (Währinger Straße 59) und das Grand-Hotel (1, Kärtner Ring 9).

Tomschik Josef d. Ä. (1867-1945)
Alser Straße 4. Eisendreher, sozialdemokratischer Gewerkschafter; 1894-1930 war er Zentralsekretär der Eisenbahnergewerkschaft, 1902-1905 Vorsitzender der sozialdemokratischen Partei, 1919-1934 Abgeordneter zum Nationalrat.

Torberg Friedrich [eigentl. Friedrich Ephraim Kantor] (1908-1979)
Porzellangasse 7A. Schriftsteller, Kritiker, Journalist; sein erster Roman "Der Schüler Gerber" (1930) erlangte großen Erfolg. 1951 kehrte Torberg aus den USA nach Wien zurück. 1954-1965 Leitung der Zeitschrift "Forum"; zahlreiche Übersetzungen, u. a. Ephraim Kishon. Hier, in der Porzellangasse 7A, entstand unter anderem "Die Tante Jolesch" (1975). Zentralfriedhof, israelitische Abteilung.

Trotzki Leo [Lew, eigentlich Leib Bronstein bzw. Trotzkij] (1879-1940)
Politiker, Schriftsteller; Trotzki wohnte 1907-1914 in Wien. Für die in Wien gegründete Zeitung "Pravda" (Wahrheit) gab er als Erscheinungsort Mariannengasse 17 an. Am 3. 8. 1914 musste er auf Grund des Kriegsausbruchs Österreich-Ungarn verlassen.

Weininger Otto (1880-1903)
Jüdischer Philosoph, Schriftssteller; 1902 schrieb er das Buch "Geschlecht und Charakter". Der Inhalt dieses Buches ist extrem anitfeministisch und antisemitisch. Im Haus Schwarzspanierstraße 15 beging Weininger Selbstmord.