Schwarzspanierstraße


Seit 1862. 1778, 1779 Auf dem Fortificationsplatz; 1825, 1827, 1829, 1843, 1853 Am Glacics, auch Alservorstädter Glacis.

Während des Dreißigjährigen Krieges legte Kaiser Ferdinand II. das Gelübde ab, im Falle der Besiegung der Schweden, zu Ehren der hl. Maria von Montserrat ein Kloster und eine Kirche erbauen zu lassen. Nach der Schlacht bei Lützen (1632) erfüllte er dieses Gelübde mit der Absicht, das Kloster den Benediktinern von Montserrat zu übergeben. Diesem Plan widersetzte sich der damalige Stadtkommandant mit der Begründung, dass die Gebäude den Stadtwällen zu nahe kämen und bei einer Belagerung dem Feind zur Deckung dienen könnten. Doch der Kaiser blieb bei seinem Entschluss, am 15. November 1633 wurde der Grundstein vor dem Schottentore gelegt. Es zeigte sich, dass die Besorgnis des Stadtkommandanten nicht unbegründet war, denn beim Anzuge der Türken 1683 mussten Kirche und Kloster auf Befehl Starhembergs in Brand gesteckt werden. Nach dem Abzug der Türken kauften die Geistlichen, die man ihrer Kleidung wegen "Schwarzspanier" nannte, einige Häuser und Gärten am Glacis der Alser Vorstadt und erbauten Kirche und Kloster in größerem Umfang, wozu Kaiser Leopold am 11. Juli 1690 den Grundstein legte. Der Bau des Klosters wurde erst 1727 vollendet. Am 6. November 1779 mussten die Schwarzspanier in das Jesultenkollegium in der Stadt übersiedeln, wobei die Kirche vollkommen ausgeräumt, Kanzel, Kirchenbänke und wertvolle Bilder an verschiedene Kirchen in Wien verteilt wurden. Das Prälaturgebäude kam am 11. Mai 1781 zur öffentlichen Versteigerung; am 11. März 1783 erfolgte die Aufhebung des Klosters. Die Kirche wurde 1787 zu einem Militär-Bettenmagazin umgestaltet, der Turm abgetragen. Als Kaiser Joseph I. 1861 das Protestantenpatent erließ, das den österreichischen Protestanten die Gleichberechtigung und Gleichstellung bestätigte, wurde die Kirche für den protestantischen Gottesdienst der Wiener Garnison bestimmt, der bis zum Jahre 1918 hier stattfand, dann wurde sie abermals geschlossen. 1930 öffnete sie für kurze Zeit dem russischen Emigrantenverein "Otschlag" ihre Pforten zur Abhaltung von Gottesdiensten der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde. Nach 1938 wurde ihre Wiederverwendung als protestantische Wehrmachtskirche angestrebt. Die übertünchten Deckengemälde von Giovanni Antonio Pellegrini wurden freigelegt und restauriert. Am 23. Mai 1943 konnte die Kirche mit einem feierlichen Gottesdienst ihrer neuen Bestimmung übergeben werden. 1944 entstanden Schäden durch Bombentreffer, 1963 ließ man die Kirche teilweise schleifen. Der "Evangelische Verein für Studentenhelme" baute unter Erhaltung der Fassade und der Vorhalle der Kirche ein Studentenheim für 155 Studenten, das "Albert Schweitzer-Haus", das am 25. Oktober 1966 eröffnet wurde. Das Klostergebäude wurde nach 1781 Privathaus und wechselte einige Male den Besitzer, bis es im Jahre 1845 das Zisterzienserstift Heiligenkreuz kaufte. 1827 starb hier Ludwig van Beethoven; 1904 wurde das Haus demoliert und durch einen Neubau ersetzt.