Sobieskigasse


Seit 1862. Benannt nach dem Polenkönig Johann Sobieski, Oberbefehlshaber des Entsatzheeres gegen die Türken 1683; 1938-1945 Streblgasse, seither wieder Sobieskigasse.

Der Anfang der Gasse hieß 1769 Ziglgassel; 1778 Ziegelgasse; sie führte zu einem Ziegelplatz (1761, 1776), aus dem sich der Sobieskiplatz entwickelte; ein Teil 1778, 1779 Feldgassel; 1779 johannesgasse (nach der Johannesstatue, die bis Mai 1959 an der Hausecke Sobieskiplatz 5 angebracht war); 1808-1862 hieß dieses Stück Windmühlgasse (nach dem Hausliamen "Zur Windmühle", Sobieskigasse 4a, Erstnennung Weiskern 1770); vom späteren Sobieskiplatz bis zur späteren Canisiusgasse (Himmelpfortgrund), 1816, 1825, 1827, 1829, 1843, 1853 Himmelpfortgrund; von der Canisiusgasse (Nordthury) bis zur späteren Ayrenhofgasse; 1827 Ruppertgasse; 1829 Rupertsgasse; 1843, 1853 Rupprechtsgasse.

Johann Sobieski, geb. am 27. August 1629 auf Schloss Olesko als Sohn des Senators Jakob Sobieski, besuchte das Gymnasium in Krakau, studierte zwei Jahre an der dortigen Universität und begab sich Anfang 1646 mit seinem älteren Bruder Marek auf Reisen (Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich, England). 1648, ein Jahr nach dem Tod seines Vaters, kehrten die Brüder heim, 1652 fiel Marek im Kampf gegen die Tartaren. Am 2. Februar 1676 wurde Johann Sobieski als Jan III. zum König gekrönt.

Leopold I und Jan III. schlossen am 31. März 1683 ein Bündnis gegen die Türken. Der Kaiser soll zu diesem Kampfe 60.000, Polen 40.000 Mann stellen. Werden Wien und Krakau belagert, dann eilt der nicht bedrohte Partner dem anderen zu Hilfe. Das Oberkommando über die vereinigten Heere führt jener Herrscher, der sich im Feldlager aufhält. Leopold I. zahlt an Polen 1,200.000 Gulden und überlässt ihm die Kirchenzehenten aus seinen italienischen Provinzen.

Beim Herannahen der Türken flüchtete der Hof am 7. Juli zuerst nach Stockerau, dann nach Krems, später nach Passau. In der Stadt Wien war eine Besatzung von etwa 11.000 Mann eingerückt; über diese sowie die rund 5000 Freiwilligen und die Bürgerwehr übernahm Rüdiger Graf Starhemberg den Befehl. Das türkische Heer (unter dem Großwesir Kara Mustapha) mit seinen Hilfsvölkern, etwa 165.000 Mann stark, umschloss seit 14. Juli Wien, wo außer der Besatzung noch etwa 60.000 Bewohner zurückgeblieben waren. Sobieski brach am 15. August mit der polnischen Armee aus Krakau auf. Die österreichischen und päpstlichen Hilfsgelder, bis zum August etwa 2,000.000 Gulden, deckten nur einen geringen Bruchteil der Kosten. Die Ausrüstung und die Verpflegung der Truppen, das Pferdematerial und der Verlust, den tausende von Freiwilligen durch den unentgeltlichen Heeresdienst erlitten, dazu der Sold der geworbenen Formationen, machten wohl ein Zehnfaches der fremden Hilfsgelder aus. Vom 4. bis 6. September übersetzte das Ersatzheer die Donau bei Tulln. Die Türken machten keinen Versuch, diesen Uferwechsel zu hindern. Am Abend des 7. September waren Kaiserliche, Reichstruppen und Polen zum Marsch nach Wien bereit. Im Laufe des 9. September erreichte das Heer das Wienerwaldgebirge, mit dem rechten Flügel (die Polen) bei Königstetten, mit der Mitte (den Deutschen) bei St. Andrä und dem linken Flügel (den Kaiserlichen) bei Greifenstein. An diesem Tag trat man zum letzten Kriegsrat in Tulln zusammen. Sobieski und Karl von Lothringen waren dabei im innigsten Einverständnis. Dann besetzte das Heer die Linie Kirchbach-Kierling-Klosterneuburg. Oberst Heißler stand auf dem Kahlenberg, eine Abteilung erklomm den Leopoldsberg und gab dem belagerten Wien Lichtsignale. Am 11. September übernachtete das Heer auf der Linie Dreimarkstein-Hermannskogel-Vogelsang-Kahlenberg-Leopoldsberg. Am 12. September ministrierte Sobieski während der vom Kapuzinermönch Marco d'Aviano zelebrierten Messe in der Kapelle auf dem Leopoldsberg; hier wurde sein Sohn Jakob zum Ritter geschlagen. Um sechs Uhr früh gaben Kanonenschüsse vom Kahlenberg das verabredete Zeichen zum Angriff. Bis zur Mittagsstunde hatte der linke Flügel Nußdorf und Nußberg erobert; Neustift, Pötzleinsdorf und Dornbach wurden genommen. In Dornbach kämpften die aus den Wäldern herausbrechenden Polen mit den Kerntruppen der Türken. Sie begegneten einem so starken Gegenstoß der Türken, dass ein Ulanenregiment ins Wanken geriet und die anderen mitzureißen drohte. Erst vier deutsche Reiterregimenter brachten mit einem Flankenangriff die Entscheidung. Karl von Lothringen hielt auf der Türkenschanze den Janitscharen stand. Gegen 5 Uhr nachmittags konnte Markgraf Ludwig von Baden an der Spitze zweier Dragonerregimenter durch die Alservorstadt und die Roßau zum Schottentor vordringen und Verbindung mit den Belagerten aufnehmen, die einen Ausfall unternahmen. Am 13. September ritt Sobieski durch das Schottentor in die Stadt ein, die er in Richtung Schwechat wieder verließ. Die Beute aus dem Zelt des Großwesirs und ein Barschatz von zwei Millionen Goldgulden fielen an Sobieski. Etwa zwei Drittel der gesamten Beute von rund 15 Millionen Gulden fiel an die Polen, ein Drittel an die Reichstruppen und die Kaiserlichen. Über 25.000 Zelte, Kleider, Geld, Waffen, Lebensmittel und 106 Geschütze fielen den Siegern zu. 15.000 Ochsen, Büffel und Maultiere, 5000 Kamele, 10.000 Schafe und große Mengen von Korn, Hafer, Gerste, Reis (zusammen 20.000 Säcke), Zucker, Honig, Öl, Leinwand und Leder wurden erbeutet. Am 14. September zog Kaiser Leopold I. in die befreite Stadt ein, am 15. September traf er in Schwechat mit Sobieski zusammein. Am 19. September brachen die alliierten Streitkräfte zur Verfolgung der Türken auf. Sobieski starb am 17. Juni 1696 im Alter von 67 Jahren.