Clusiusgasse


Seit 1876. Charles de l'Ecluse (latinisiert Clusius), der größte und eifrigste Botaniker des 16. Jahrhunderts, geb. 19. Februar 1526 in Arras (damals Flandern), gestorben 4. April 1609 in Leyden. Sohn eines Gutsbesitzers, kam er nach mehrjährigen Studien an den Universitäten Löwen, Marburg, Wittenberg und Montpellier (1553 Lizentiat der Medizin) 1563 nach Augsburg, wo er die Bekanntschaft der Familie Fugger machte. 1564 und 1565 begleitete Clusius zwei Brüder Fugger auf deren Reise durch Spanien und Portugal und durchforschte mit unermüdlichem Eifer die ganze Halbinsel, wobei er die Flora genau kennenlernte, viele Pflanzen neu entdeckte, beschrieb und verzeichnete. Sieben Jahre blieb er anschließend in seiner Heimat und verarbeitete das von der Reise mitgebrachte Forschungsmaterial, 1573 wurde er von Kaiser Maimilian II. als Verwalter der kaiserlichen Privatgärten nach Wien berufen. Als der Kaiser im Oktober 1576 starb, blieb Cluslus unter dessen Nachfolger Rudolf II. bis 1587 kaiserlicher Botaniker, dann übersiedelte er nach Frankfurt/Main und trat in den Dienst des Landgrafen von Hessen. 1593 erfolgte seine Berufung an die Universität Leyden, an der er bis zu seinem Tode als Lehrer tätig war. Während seines Aufenthalts in Österreich durchforschte Clusius ganz Niederösterreich, die Steiermark und Salzburg, ferner Teile von Kroatien und Ungarn. Er unternahm dabei schwierige Bergbesteigungen und ließ sich durch den Bruch des linken Unterschenkels nicht abhalten, viele Gipfel der Alpen zu bezwingen. Clusius war der erste Naturforscher, der sich der österreichischen Pflanzenwelt widmete; die Ergebnisse seiner Arbeit fasste er in zwei in lateinischer Sprache geschriebenen Büchern zusammen. Darüber hinaus gab er als erster eine Beschreibung aller in Österreich und Ungarn vorkommenden essbaren und giftigen Pilze. Er verfügte über eine vielseitige Bildung, die Geographie, Geschichte, Philologie und die bildenden Künste miteinschloss, beherrschte sieben Sprachen und stand in regem Kontakt mit Gelehrten und Dichtern seiner Zeit.

In Wien wohnte Clusius während seiner 15 Jahre umfassenden Tätigkeit als Verwalter der kais. Gärten bei seinem Freund Dr. Johann von Aichholz, Professor der Medizin an der Wiener Universität, in dessen Haus Wollzeile 10 (Gedenktafel). Aichholz hatte vor dem Schottentor einen großen Garten, der nach seinem Plan terrassenförmig angelegt war und in dem er viele seltene Pflanzen hegte. Auch Clusius legte sich einen solchen Garten an (und zwar beim späteren Strudlhof) und verpflanzte in ihn die von seinen Reisen und Bergbesteigungen mitgebrachten Blumen und Pflanzen. Bald bekannt und berühmt, bekam er aus dem Ausland Pflanzen, Zwiebeln und Samen geschickt. Durch diese Sendungen und durch die von ihm selbst gesammelten Pflanzen wurde sein Garten der Ausgangspunkt für die Verbreitung bis dahin unbekannter Blumen und Gewächse in ganz Mitteleuropa. Er hatte in seinem Garten die ersten Schwertlilien, ferner Lilien, Kaiserkronen und Hyazinthen, Blumen, die aus Adrianopel und Konstantinopel stammten. Auch neue Baumarten hat Clusius in Wien kultiviert, so die Rosskastanie, deren Heimat die Berge des nördlichen Griechenlands sind. Der österreichische Gesandte Freiherr von Ungnad hatte ihm 1576 aus Konstantinopel Samen dieses Baumes geschickt. Es gedieh aber auch eine Strauchart, die aus byzantinischen Gärten, wo sie "Lilak" hieß, hierher gebracht worden war und welche die Wiener als "Flieder" und "Holler" bald liebgewannen. Clusius pflanzte 1588 auch die ersten Kartoffeln in Wien; die Knollen fanden als Schweinefutter Verwendung, die Staude wurde wegen ihres Wohlgeruchs in Gartengeschirren gezogen.