Ferstelgasse


Vorher 1881-1886 Petrarcagasse. Heinrich Freiherr von Ferstel, Architekt, geb. 7. Juli 1828 in Wien, gestorben 14. Juli 1883 in Wien. Sohn eines Kassendirektors der Österreichischen Nationalbank, studierte er von 1843-1847 am Wiener Polytechnischen Institut, 1845-1848 an der Akademie der bildenden Künste bei Kupelwieser und Ender, 1847-1848 bei Rösner, van der Nüll und Sicardsburg, 1848 in Prag. Seit 1849 wieder in Wien schloss er 1850 seine Akademiestudien ab. 1851-1853 arbeitete er im Atelier seines Onkels Fritz Stache in Prag, dann wieder in Wien, um sich dem Entwurf der Votivkirche widmen zu können. In nur vier Monaten konnte er die Pläne vollenden. Folgende Bedingungen waren zu berücksichtigen: gotischer Baustil, zwei Türme, Fassungsraum für 4.000 bis 5.000 Personen. Nach Verlängerung des Konkurstermins vom 1. November 1854 auf den 31. Jänner 1855 liefen nicht weniger als 75 Pläne bei der Baukommission ein. Der Sieger in der Konkurrenz sollte 1.060 Dukaten für sein Projekt erhalten, die weiteren acht besten Entwürfe mit je 1.000 Gulden ausgezeichnet werden. Die letzte Entscheidung als Preisrichter hatten Erzherzog Maximilian und sein Onkel König Ludwig von Bayern, der große Kunstmäzen, zu treffen. Der erste Preis fiel jener Einrichtung zu, die "Mit dem Zeichen eines weißen Kreuzes auf blauem Feld" versehen war; es war das Zeichen, das Heinrich Ferstel seiner Arbeit gegeben hatte. Von 1859-1869 in der Wiener Baukommission tätig, erstellte er als Berater und Schiedsrichter zahlreiche Gutachten für Wiener Neubauten; 1864 wurde Ferstel Kurator des österreichischen Museums für Kunst und Industrie, 1865 Mitglied und akademischer Rat der Wiener Akademie der bildenden Künste, 1866 o. Professor für Hochbau am Wiener Polytechnischen Institut, dessen Lehrbetrieb er reformierte, 1870 Ehrenbürger der Stadt Wien und 1871 Oberbaurat. Ferstel, der in der Ringstraßenzone sein großes Tätigkeitsfeld fand, gehörte zu den Hauptvertretern der Architektur des Historismus. Seine Bauten zeigen monumentale Planung und prunkvolle Ausstattung; in den sechziger Jahren gelangte er besonders unter dem Einfluss Gottfried Sempers zu einer Form der Neurenaissance, die in seinen Spätwerken in ein Neobarock überleitet. Ferstel starb am 14. Juli 1883 in Wien.

Seine Werke in Wien: Votivkirche (1856-1879), ehem. Österreichisch-ungarische Bank, Herrengasse 14 (1856-1860), Palais Erzherzog Ludwig Viktor, Schwarzenbergplatz 1 (1863-1869), Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Stubenring 5 (1868-1871), 1. Chemisches Institut der Universität Wien, Währinger Straße 10 (1869-1872), Palais Alserbachstraße 14/16 (1873-1875), Universität (1873-1884), Hochschule für angewandte Kunst (1875-1877). zahlreiche Entwürfe für Kirchen, Schulen, Palais und Wohnhäuser sowie städtebauliche Anlagen (Platz vor der Votivkirche 1872).