Frankgasse


Seit 1875. Dr. Johann Peter Frank, Arzt, Direktor des Allgemeinen Krankenhauses (1795-1805), geb. 19. März 1745 zu Rotalben (Pfalz), gest. 24. April 1821 in Wien. Frank studierte zuerst Theologie, dann Medizin in Heidelberg und Straßburg und wurde 1766 in Heidelberg promoviert. Die Art, wie man in Straßburg mit Aderlass und Abführmitteln alle erdenklichen Krankheiten behandelte, erfüllten ihn mit Entsetzen. Der junge Arzt begann sogleich, an der Erneuerung der Hellkunde zu arbeiten. Seine Erfolge bei der Bekämpfung einer Fleckfieberseuche und seine ersten Schriften machten die maßgeblichen Männer auf den jungen Landarzt aufmerksam. 1769 wurde er Leibarzt des Markgrafen von Baden, nach dessen Tode (1779) Leibarzt des Fürstbischofs von Speyer. Im Krankenhaus der nahen Stadt Bruchsal begann er sein Lehramt mit Vorlesungen über Anatomie, Physiologie und Botanik. Gleichzeitig ging er daran, das sechsbändige Werk "System einer vollständigen medizinischen Polizey" (1779-1788) zu schreiben; "medizinische Polizey" bedeutet so viel wie öffentliche Gesundheitspflege oder Hygiene. 1784-1785 war Frank Professor in Göttingen, 1785 Professor der praktischen Medizin in Pavia, 1786 Generaldirektor des Medizinalwesens in der Lombardei, 1795 wurde er mit der Leitung der Medizinischen Klinik und der Direktion des Allgemeinen Krankenhauses in Wien betraut. In seinen lateinisch gehaltenen Vorlesungen, die eigentlich Demonstrationen am Krankenbett waren, führte er den Vergleich der klinischen Befunde mit denen der pathologischen Anatomie ein, die er durch die Errichtung eines Leichenhauses und die Bestellung eines Prosektors förderte. Er wurde somit zum Begründer der neuzeitlichen pathologischen Anatomie. Frank ordnete die Arzneivorschriften, verbesserte die Verpflegung der Kranken, führte Diätregeln ein, setzte die Erhöhung der Zahl der Primarärzte durch, ließ die Pferdeställe aus der Umgebung der Krankenzimmer entfernen und widmete sich auch dem Irrenwesen, indem er der menschenunwürdigen Behandlung der Geisteskranken im "Narrenturm" ein Ende setzte. Die Zeiten der ärztlichen Visiten und der Mahlzeiten wurden ebenso geregelt wie die Besuchsstunden. Über jedes Bett kam ein Kopfzettel mit Angaben über die Krankheit und den Verlauf des Fiebers. Frank wurde in Wien zum damals berühmtesten Arzt Europas und Begründer des Weltrufs der ersten Wiener medizinischen Schule. Als ihm jedoch Stifft, der Leibarzt des Kaisers, zu viele Schwierigkeiten in den Weg legte, nahm er 1805 eine Professur in Wilna an, wo er mit seinem Sohn Joseph, der gleichfalls Arzt war, eine Klinik errichtete, die heute noch besteht. Von dort wurde er als Leibarzt nach Petersburg berufen. 1808 kehrte er, da ihm das Klima nicht zusagte, wieder nach Wien zurück. Hier widmete er sich einer ausgedehnten Praxis; auch Napoleon nahm (1809) seinen Rat in Anspruch. Frank, der die Grundlagen der Hygiene und der gerichtlichen Medizin - der erste Lehrstuhl für dieses Fach wurde bald nach seinem Weggang von Wien gegründet - inmitten einer stürmischen Zeit geschaffen hatte, starb am 24. April 1821 an einem Schlaganfall. Frank wohnte im Haus Alser Straße 20, das von 1797-1821 ihm, dann seinem Sohn Joseph gehörte. Hier verbrachte der große alte Mann seinen Lebensabend, rastlos arbeitend und in den Feierstunden ganz der Musik hingegeben, die er neben seiner ärztlichen Kunst über alles liebte; er stand in engen Beziehungen zu Haydn und Beethoven. In dieselben Räume zog ein halbes Jahrhundert später der berühmte Chirurg Theodor Billroth ein, ein Arzt und Musikliebhaber wie Frank.