Gussenbauergasse


Seit 1910. Dr. Karl Gussenbauer, geb. 30. Oktober 1842 in Ober-Vellach (Kärnten), gest. 9. Juni 1903 in Wien. - Sohn eines Dorfarztes und Landchirurgen, lebte er während seiner Klagenfurter Gymnasialzeit in großer Armut, da er sich ohne elterliche Beihilfe durchbringen musste; nur sein Bruder, der gleichzeitig die Klagenfurter Realschule besuchte, konnte ihn aus den Erträgnissen seiner Privatstunden unterstützen. In Wien (1861) setzte sich das Elend fort, bis er nach einiger Zeit eine Hofmeisterstelle im Hause des Grafen Palffy, dann als Hauslehrer seines späteren Kollegen Alfons von Rosthorn erhielt. Daneben studierte er Medizin. Er hörte alle Größen dieses Jahrzehnts und wurde 1867 zum Doktor der Medizin, 1868 zum Doktor der Chirurgie promoviert. Gussenbauer war anfangs Billroths Privatassistent und rückte 1872 zum klinischen Assistenten auf. Im Frühjahr 1875 empfahl ihn Billroth für die chirurgische Professur nach Lüttich. Gussenbauer war vor die Notwendigkeit gestellt, erst die französische Sprache zu erlernen. Er ging zunächst für drei Monate nach Paris, wo er von früh bis spät medizinische Vorträge hörte und überdies mit zwei Studenten die Sprache übte. Im Dezember hielt er dann seine Antrittsvorlesung in tadellosem Französisch, und auch den klinischen Unterricht erteilte er in der Sprache, die ihm vor einem Dreivierteljahr völlig fremd gewesen war. Gegen ihn als Ausländer setzte bald ein Pressekampf ein. Gussenbauer konnte edle Vergeltung üben: er rettete das Kind gerade jenes Redakteurs, der ihn am heftigsten befehdet hatte, durch einen Kehlkopfschnitt. Als er nach zwei Jahren einer Berufung nach Prag folgte, ließ man ihn ungern ziehen. Er blieb 16 Jahre in Prag. 1886 war er Rektor der Prager Deutschen Universität. Im Oktober 1894 trat er in Wien die Nachfolge Billroths an. Kurze Zeit darauf wählte ihn die Wiener Ärztekammer zu ihrem Präsidenten. 1902 wurde er Rektor der Wiener Universität. Eine Herzkrankheit fand gegenüber den Pflichten als Kliniker und Rektor zu wenig Beachtung. Noch kurz vor seinem Tode hatte er bei der Promotion von Theologen diesen die hohe Pflicht, Kranken und Sterbenden tröstend zur Seite zu stehen, eindringlich und ergreifend nahegelegt. Er fand in seiner Heimat in dem Mölltale die letzte Ruhestätte. Gussenbauer war ein begeisterter Alpinist.